Pünktlich zum Tag der Frau wird direkt vor unserer Loft eine Frau von einem Mann geschlagen. Simon sieht dies zufällig, da er vor dem zu Bett gehen das Fenster öffnete. Er schreit laut – und muss mit ansehen, wie der Mann die Frau in das Gebäude vis-à-vis zerrt, wo sie hinter der Türe verschwinden. Es ist nicht das erste Mal, dass wir die Polizei rufen müssen. In dem Gebäude befindet sich ein Privatclub, der vermutlich in "Frauenhandel" involviert ist. Die Polizei lässt lange auf sich warten. Ich verkrieche mich ohnmächtig unter die Bettdecke, während Simon zum X-ten Mal der Polizei Auskunft über unsere Nachbarschaft gibt.
Es ist wohl keine Zufall, dass unser Raum, wo seit vielen Jahren Prozesse zur Versöhnung und Heilung von alten Verletzungen geschehen, in direkter Nachbarschaft mit diesem «Club» ist. Mit so viel Gewalt konfrontiert zu werden macht mir bewusst, dass auch meine Welt sowohl hell als auch dunkel ist...
Es tut mir gut, für einen Moment diese Ohnmacht zu spüren. Die Angst und den Schmerz darunter wahrzunehmen. Das motiviert mich, um für das zu gehen, wozu ich mich berufen fühle: Als Frau, andere Frauen darin zu unterstützen, ihr volles Potential zu leben. Eltern und Kinder zu stärken. Uns unserer Möglichkeiten bewusst zu werden. Aus der Ohnmacht in die Macht zu kommen. Unsere persönlichen oder kollektiven Verletzungen, Ängste, Schatten zu integrieren.
Mir macht folgender Satz, den ich am Sonntag von einem Mann gehört habe, noch immer Herzklopfen: «Kann ich damit umgehen, wenn sich die Frau mir mit ihrer vollen Kraft zumutet?»
Und ich frage mich: «Kann ich als Frau die volle Kraft des Mannes sehen, annehmen und ehren? Und mute ich meinerseits dem Mann mein vollstes Potential zu? Und zeige ich mich ganz und gar mit meiner Kraft? Oder dimme ich mich ständig ein wenig, aus Angst, ihn zu dominieren?»
Ich erinnere mich an viele Situation in meinem Leben, in welchen ich mich hilflos und ohnmächtig fühlte. Und habe gelernt zu überspielen und zu verdrängen. Heute als Erwachsene kann ich meine Ohnmacht annehmen und transformieren. Das ist nicht nur befreiend, sondern schenkt mir auch eine innere Ruhe und Klarheit.
Kennst Du das auch, dass Du Dich manchmal in einer eigentlich ganz ungefährlichen Situationen ohnmächtig oder hilflos fühlst? Du etwas sagen möchtest und dabei verstummst? Dies hat das Patriarchat mit uns Frauen und Männern (!) gemacht. Damit wir kuschen. Ja, auch die Männer mussten gehorsam sein. Sie haben unter dem Patriarchat ebenfalls gelitten. Einfach anders. Hey, was muss ein Mann erlebt haben, damit er eine Frau auf offener Strasse ins Gesicht schlägt, mit sich fort zerrt... und wir wissen nicht, was im "Privatclub" noch weiter geschah.
Stopp! Raus aus der Ohnmacht! Lass los, was Du nicht verändern kannst!
Verändere, was Du verändern kannst! Such Dir Unterstützung, um Dich zu stärken für das, was Du bewirken, erschaffen, heilen willst! Du bist nicht alleine! Wir sind viele! Sei willkommen in unserem Kreis! Im Atelier Tanzmal. Das Atelier für Bewegung und Entwicklung. Für Begegnung und Transformation. Für das Leben!